Wer ist das wirklich? Bei Twitter entsteht ein virtuelles Netzwerk aus Menschen, die sich originell und interessant finden, aber persönlich noch nie getroffen haben. Der Jahrgang 2014 der Kölner Journalistenschule hilft nach und stellt die Twitterer einander vor. Ein Twitterer wird portraitiert und nominiert dann den nächsten. In Teil 14 porträtiert Sabrina Wildhagen @MarionTreu, die @Der711er ein die Twittererkette eingereiht hat. |
Wenn Marion Treu ihren Nachnamen nennt, fängt fast jeder an zu singen. Nicht irgendwas, sondern „Troy“ von den Fantastischen Vier. Die kleine Anspielung auf ihren Nachnamen inspirierte sie zu ihrem Twitternamen „so troy“.
#MeinTwittername ist Teil eines Liedes der #Fanta4 – Troy, so troy. Den Witz habe ich mir 120.000 mal angehört. Jetzt benutze ich ihn.
— so troy (@MarionTreu) 30. Januar 2015
2012 hat sich @MarionTreu auf Twitter angemeldet und seit dem ihrem Namen alle Ehre gemacht. Treu verfasste sie Tweets am laufenden Band, mittlerweile etwa 10.000.
So viele Beiträge sind Grund genug, um nach dem roten Faden in ihren Tweets zu fragen. Der sei ihr Leben selbst: „Dieser Account, das bin ich“, sagt Marion Treu, „ganz unverstellt mit allem was mich ausmacht und wichtig ist“.
Inspirieren lässt sich @MarionTreu dabei von Kollegen, ihrer Umwelt und von kleinen lustigen Gesprächen. So entstehen ganz alltägliche Tweets:
Einem jungen Menschen (22) geholfen in die 1. eigene Wohnung zu ziehen. Vergessen, was das für Glücksgefühle auslöst. Wundervoll
— so troy (@MarionTreu) 31. Januar 2015
Manchmal auch fast Poetisches:
Mit dem Leben gehen, in Bewegung bleiben, sie mich nicht einholen lassen, die Vergänglichkeiten. #laufen #immerweiter pic.twitter.com/6xJjB8sfPL — so troy (@MarionTreu) 25. Januar 2015
Und häufig kommentiert Marion auch das aktuelle Fernsehprogramm – vom Bundesligaspiel bis Dschungelcamp:
Vielleicht ist das gar nicht #manuelneuer sondern nur eine Wachsfigur von Madame #Tussauds #WOBFCB — so troy (@MarionTreu) 30. Januar 2015
Für @MarionTreu passt fast alles in 140 Zeichen: Oft ihre Shopping-Ausbeute und viel öfter etwas über Benedict Cumberbatch.
Ab und zu teilt sie auch ihr Abendessen und lädt ein entsprechendes Bild dazu hoch. Doch über den Tellerrand hinaus würde Marion Treu nicht schreiben, geschweige denn fotografieren. Ihr Zuhause ist privat. Ebenso wie ihr Beziehungsstatus und halbnackte Bilder. Details aus ihrer Wohnung gehören für Marion Treu nicht ins Internet. Nur bei ihren Schuhen macht sie für ihre über 700 Follower eine Ausnahme:
Ich entschuldige mich für folgenden Anfall: meine #Schuhe haben ihr eigenes Zimmerchen ❤️ #geschafft pic.twitter.com/XDo8xLDALQ
— so troy (@MarionTreu) 4. Januar 2015
Auch wenn @MarionTreu den Ortungsdienst mittlerweile deaktiviert hat, steht sie offen zu ihrer Heimat: „Mannheim – da ist meine Stadt“, sagt sie. Nach ihrem Volontariat arbeitete die Mannheimerin als Redakteurin bei der BILD Rhein-Neckar, bevor sie 2011 in den PR Bereich wechselte.
@MarionTreu beschreibt ihren Umgang mit Twitter als impulsiv, spontan und schnell. Das Kurznachrichten-Soziale-Netzwerk ist für sie ein Ort, an dem Neuigkeiten schnell abrufbar sind. Doch Twitter ist für sie nicht nur Infoquelle, sondern auch eine Austauschplattform: „Man kommt, um Prominente zu lesen und bleibt mit einer Timeline voller Herzmenschen.“ Dieser Satz gefällt ihr.
Genau wie die Tatsache, dass Ihr so viele Menschen folgen: „Ich empfinde es als unglaublich, dass mein Geschreibsel schon Hunderte Menschen interessiert“, sagt sie. „Ich habe so viele interessante Persönlichkeiten hier entdeckt, das bereichert mein Leben.“
Trotz dieser positiven Erfahrungen gibt es für Marion Treu eine Grenze. Bei persönlichen Angriffen und gezielten Attacken würde sie ihren Twitteraccount löschen. Wenn ihre Witze und Ironie hingegen falsch gedeutet werden, seien das kleine Niederlagen, aber für @MarionTreu kein Grund mit Twitter aufzuhören.
Es gibt Tage, da reichen Marion Treu 140 Zeichen nicht aus. Auf ihrem Blog „Die fabelhafte Welt der Marion“ ist Platz für längere Gedanken. „Der Blog ist mein Baby“, sagt sie. „Ich sehe das auch ein bisschen als Tagebuch.“ Darin lernt man @MarionTreu von einer noch nachdenklicheren Seite kennen. Dschungelcamp und Bundesliga spielen dort eine Nebenrolle. Ihre Gedanken zu ernsten Themen stehen im Mittelpunkt – manchmal schreibt sie sogar sehr berührend über den Tod. Aber ganz gleich ob ausführlich und reflektiert oder kurz und knackig: Im Blog schreibt Marion Treu mit der gleichen Direktheit wie auf Twitter.


Ebenfalls ganz direkt antwortet @MarionTreu auch auf die Frage, wie sie Twitter in einem Satz beschrieben würde: „Betreutes Wohnen mit sozialem Anschluss und einem gewissen Hang zu Neuigkeiten“, antwortet sie. Und braucht für so viel Direktheit auch nur 78 Zeichen.
Auf Empfehlung von @MarionTreu stellen wir als nächste Twitter-Persönlichkeit @ChefkritikerNo1 vor. |